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Braunkohletagebau in der 

Zülpicher Börde von 1833 - 1924



Grube Astrea in Juntersdorf 1833-1924 ( Stadt- und Kreisarchiv Düren, Bildarchiv, Mappe 50)



Einleitung

„Unter Braunkohlebergbau versteht man den Abbau von Braunkohle. Er geschieht meist im Tagebau unter der Hilfe von Braunkohlebaggern und Förderbrücken oder Förderbändern und ist mit schwerwiegenden Eingriffen in die Umwelt verbunden.

Ab dem 16. Jahrhundert wurde eine Holznot (ein bevorstehender oder bereits akut anzutreffender Mangel am Rohstoff Holz) als gesellschaftliches Problem wahrgenommen. Um 1800 waren weite Teile Europas entwaldet; viele der restlichen Wälder waren übernutzt. Vielerorts gab es jeden Winter einen akuten Mangel an Brennholz und anderen Heizstoffen. Vielerorts wurden Schächte gegraben bzw. gebohrt mit dem Ziel, neue Kohlereviere und andere Bodenschätze zu finden („Mutungsbohrungen“).


Im ausgehenden 17. Jahrhundert entdeckte man, dass die nasse, unbrauchbare Schicht, die bei der Tongewinnung für die Keramik-Industrie im Raum von Brühl (zwischen Köln und Bonn) und Frechen (zwischen Köln und Aachen) über der Tonschicht lagerte und abgeräumt werden musste, brennbar war, nachdem man sie mittels Sonne und Luft getrocknet hatte. Diese torfähnliche Substanz (Turf) ließen die jeweiligen Grundherren nun in kleinen Gruben von Kleinbauern und Tagelöhnern mit Hacke und Spaten abgraben. Er wurde in Töpfen zu Klütten (von niederdeutsch Kluit = Klumpen) verdichtet und im Sommer an der Luft getrocknet. Die Klütten hatten nur einen geringen Heizwert. Sie wurden vor Ort genutzt oder in umliegenden Siedlungen an arme Leute verkauft. Solche Gruben bestanden noch bis in die 1920er Jahre.

1698 begann man bei Mücheln/Braunsbedra nach Braunkohle zu graben. Dies gilt als die „Geburtsstunde“ des Mitteldeutschen Braunkohlereviers. Dessen Anfänge datierte der Geographieprofessor Eckhard Oelke (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) hingegen in das Jahr 1382, in welchem eine kolgrube in Lieskau bei Halle (Saale) in einer Urkunde erwähnt wird.

Im späteren Westrevier des Rheinischen Braunkohlereviers stieß man 1819 beim Brunnenbau in der Ortschaft Lucherberg bei Inden auf Braunkohle. 1826 begann der Grundherr Karl von Goldstein mit dem Abbau eines 7,5 Meter mächtigen Flözes.

1830 bis 1924 wurde die Grube Astrea betrieben (Rheinland), teils im Tage- und teils im Untertagebau“

Ab etwa 1952 begann man dann mit dem Braunkohletagebau Zülpich-Mitte und 1965 in Zülpich Süd. Die Arbeiten wurden hier 1969 eingestellt.

Seite „Braunkohlebergbau“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 4. August 2021, 15:09 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Braunkohlebergbau&oldid=214492990 (Abgerufen: 25. September 2021, 13:12 UTC)


Braunkohlefunde in der Zülpicher Börde um 1820.

Untertagebau  "Astraea“ und „Proserpina-Elisabeth“


Astraea 


"Die Abelsgrube war ein untertägiges Braunkohle-Bergwerk östlich des heute zu Zülpich gehörigen Weilers Virnich im Kreis Euskirchen am südwestlichen Rand des Rheinischen Reviers. Hier, im nördlichen Vorland der Eifel wurde im 19. Jahrhundert Kohle gefördert. Da die Braunkohleflöze der Niederrheinischen Bucht in der Region Zülpich/Euskirchen nirgendwo an die Erdoberfläche ausstreichen, waren die Vorkommen dort bis ins 19. Jahrhundert unbekannt (anders als in der Ville, wo die Kohle bereits im 17. Jahrhundert abgebaut wurde).Im Jahre 1820 ließ der Unternehmer Johann Albert Abels (1788–1869), der in Commern ein Bleierzbergwerk betrieb und dort von 1815 bis 1837 auch Bürgermeister war auf der Suche nach abbauwürdige Bodenschätzen im Umland Mutungsbohrungen niederbringen. Unter anderem bohrte man auf der Virnicher Höhe, nahe der Straße von Kommern nach Euskirchen, vermutlich nach Eisenstein. Statt auf Eisen stieß man dann aber überraschend auf Braunkohle. Das Flöz hatte eine Mächtigkeit von etwa 4 m und lag unter etwas mehr als 30 m Deckgebirge aus Kies, Sand und Ton.

Nach seinem Fund beantragte Abels beim Bergamt eine Konzession für den Abbau, und 1822 wurde ihm bereitwillig ein entsprechendes Feld östlich von Virnich verliehen.


Funde in Juntersdorf.

Wegen des unbefriedigenden Ertrages der Virnicher Grube ließ Abels auf der Suche nach ergiebigeren Vorkommen in der Umgebung weitere Bohrungen abteufen. Da er dabei mehrfach fündig wurde, erhielt er 1832 zusätzlich das Feld Astraea bei Juntersdorf verliehen.


Abels Funde riefen aber auch weitere Interessenten auf den Plan, die im Umfeld ebenfalls Konzessionen in Konkurrenz zu Abel beantragten. So erhielt der Unternehmer Hermann Josef Hall aus Zülpich, Teilhaber der Günnersdorfschen Bleiwerke in Kommern, 1832 das Feld Proserpina bei Füssenich/Ginnick. Im selben Jahr erhielt Graf Eduard Berghe von Trips zu Hemmersbach, Eigentümer der Juntersdorfer Burg, das Feld Elisabeth. Diese Felder wurden 1860 zu Proserpina-Elisabeth konsolidiert.


1852 mutete eine Gruppe um den Unternehmer Clemens. A. Schmitz das Feld Clemafin südlich von Euskirchen. Bei Stockheim erhielt F. Doinet das Feld Eustachia. Zeitweise wollten auch die Gemeinden Euenheim und Euskirchen eigene Bergwerke gründen, nahmen letztlich aber davon Abstand.

Auf der Suche nach besserer Kohle wurde Abels schließlich auf der der „Virnicher Höhe“ gegenüberliegenden Seite des Rothbachtales, unter der damaligen Gemeindeviehweide von Juntersdorf, fündig. Die Lagerstättenverhältnisse waren hiergünstiger als bei Virnich: Das Flöz war fast doppelt so mächtig (6,3 – 8 m) und das Deckgebirge anfänglich weniger als halb so dick (etwa 12 m).

Abels erhielt Ende 1832 die Konzession für das Feld südwestlich von Juntersdorf, das er Astraea/Astrea nannte, benannt nach der griechischen Göttin der Gerechtigkeit. 1833 schloss er hier ergänzend zur Grube bei Virnich eine zweite Grube auf.


Anders als in der Virnicher Grube wurden bei Juntersdorf aber keine Schächte abgeteuft, sondern es wurden Stollen gegraben. Teilweise, dort wo die Kohle besonders oberflächennah lag, konnte sogar im Tagebau gearbeitet werden. Die Grube wurde mindestens bis 1867 im Bruch- und Pfeilerbau betrieben. Nach der Stilllegung – vermutlich um 1870 aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit durch wachsenden Preisdruck - ruhte der Bergbaubetrieb in Juntersdorf - bis 1905".

Seite „Abelsgrube“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 18. Juni 2021,07:58 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Abelsgrube&oldid=213062918 (Abgerufen: 18. September 2021, 14:20 UTC)



 Die Grube „Preserpina-Elisabeth“

zwischen Füssenich und Ginnick gelegen.

 

"Der „Torfberg“ in Besitz von Fritz Hall. Es wurde dort unter Tage gebohrt. Die Braunkohle lag ca. 10 m tief in der Erde, der Kohlenflöz war mehr als 3 m hoch. Bis zum Schacht waren durch den Stellen schmale Gleise gelegt. So wurden die Loren mit Handgetriebe hoch gekurbelt und die Böschung herunter gekippt. So rollte die Braunkohle über den Gries, um zur Beheizung der Dampfmaschine verwendet zu werden. Es war eine Einhub-Dampfmaschine, die ein großes Schwungrad besaß.


Nur bei Tage wurde gepumpt, nachts wurden die „Knappen“ frei verkauft, der Gries wurde durchnässt und durch ein Pferd geknetet, dann wurde er in kleine Eimer zum Trocknen umgestülpt. Waren dann die „Klütten“ so weit trocken, wurden diese in großen Halden aufgeschichtet, die dann im Winter abgefahren wurden, u.z. bei sehr großem Betrieb, dass eine Fuhre kaum der anderen ausweichen konnte.


In dem Hause von Mathias Drove in Geich wohnten damals die Gebrüder Brendgen, Carl und Johann Bendgen. Sie zogen nach Türnich und gründeten dort ebenfalls ein Torfbergwerk, aber „über Tage“. Mit dem Abdeckboden brannten sie Drainrohre und Ziegelsteine. Sie errichteten eine „Press¬Klüttenfabrik“, deren Briketts das Zeichen „Türnich“ trugen.


Nun kamen viele Brikettswerke in Betrieb. Die Grubenbesitzer vereinigten sich und schlugen mit dem Preis auf. Von der Zeit an trugen die Briketts das Zeichen „Union“.


Nun war natürlich in Füssenich mit den ungepressten Klütten Schluss. Fritz Hall stellte den Betrieb still. Doch die Familie Rick (Göthe Mechel genannt) übernahm von Hall den Betrieb. Sie ließen am Schacht eine Dampfmaschine mit Kessel anlegen, um die Loren mittels Dampfkraft hochzuheben. Sie wollten sogar einen zweiten Schacht bauen, der Schachtturm stand schon fertig. Da kam ein schwerer Sturm und zertrümmerte die Betriebsgebäude. So war die ganze Sache mit dem „Torfberg“ gescheitert. Gottfried Hansen war dort die längste Zeit Maschinenheizer.

Die beiden Wohnhäuser mit dem Maschinenraum wurden abgebrochen. Zum Schluss stand noch der Kamin in Viereckform erbaut; seine Steine dienten zum Aufbau landwirtschaftlicher Gebäude.

Quelle: Niedergeschrieben am 3. Januar 1963, von Josef Cramer, Füssenich 1963.

 

Namensgeber der Gruben

„Astraea“ und „Proserpina.“

"Astraea oder Astraia (altgriechisch Ἀστραία Astraía) ist eine Gestalt   der griechischen und rö-mischen Mythologie.




Proserpina ist eine römische Gottheit. Sie ist die Tochter des Jupiter und der Ceres und Gattin des Pluto, der sie in die Unterwelt entführte und zu seiner Gemahlin machte. Sie ist die Herrscherin über die Toten und Königin der Unterwelt. Sie entspricht der Persephone in der griechischen Mythologie"

Seite „Proserpina“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 22. Juli 2021, 17:58 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Proserpina&oldid=214113307 (Abgerufen: 26. September 2021, 14:14 UTC)

Foto oben: Lizenz GearedBull in der Wikipedia auf Englisch CC BY 2.5



Auszug aus der Urkunde der

"königlichen Ober-Berghauptmannschaft im Ministerio des Innern“ vom 22. Dezember 1832.


"Königliches Oberbergamt für die Niederrheinischen Provinzen.

Die Ober-Berghauptmannschaft im Ministerio des Innern beschließt auf den Antrag des königlichen Ober-Bergamtes für die Niederrheinischen Provinzen, wie folgt.


Art.1.

Dem Guts- und Bergwerks - Besitzer Albert Abels, Bürgermeister von Kommern und daselbst wohnhaft, wird die von ihm entdeckte Braunkohlen - Ablagerung in den Gemeinden Wollersheim, Embken und Juntersdorf, Kreis Düren, Regierungsbezirk Aachen, und Zülpich, Nemmenich, Floren und Merzenich, Kreis Euskirchen, Regierungsbezirk Köln, zur Anlage eines Braunkohlen-Bergbaus, welches er Astraea genannt, in einer Flächenausdehnung von 3,293,215 Quardatachtern oder Eintausend Vierhundert ein und vierzig Hectaren vier und sechzig Aren in Concession gegeben, nachdem derselbe bereits schriftlich erklärt hat, sich den nachfolgenden Bedingungen unterwerfen zu wollen.


p.p.

Berlin, den 22. Dezember 1832


L.S.                                   Königl.Oberberghauptmannschaft im Ministerio des Innern.

Gerhard"




In der Urkunde wurde die genehmigte Abbaufläche genau bestimmt. Von Norden der Ortschaft Embken eine große Linie bis zum Neffelbach an der unteren Mühle in Embken, von da den Neffelbach abwärts bis zur Mühle des Grafen von Trips bei Juntersdorf; sodann bis Hoven, Klostergarten, und bis Nemmenich. Gegen Osten bis Floren, gegen Süden bis Merzenich und bis nach Wollersheim. Gegen Westen schließlich zurück bis zum Ausgangspunkt in Embken.



1905 zweite Betriebsphase 

der Grube „Astraea“


"Ende des 19. Jahrhunderts, nachdem sich die Preisverhältnisse aufgrund des Streiks im Ruhrkohlebergbau zugunsten der Braunkohle verschoben hatten, wurde das Feld Astraea von der Gewerkschaft "Hamburg in Gotha" aufgekauft. 

Nach dem man um 1900 bei Mutungsbohrungen erneut fündig geworden war, wurde die „Braunkohlegesellschaft Juntersdorf“ gegründet, die den Grubenbetrieb um 1905 wieder aufnahm. Es wurde auch eine Brikettfabrik errichtet und zur Verbesserung des Absatzes wurde gar von der Dürener Kreisbahn 1911 eigens eine Bahnstrecke von Zülpich nach Embken mit Stichanschluss an die Grube Astraea gebaut.

Das Werk schloss nach einem am 22. Mai 1908 in Düsseldorf gegebenen Bericht mit einem beträchtlichen Betriebsverlust ab, der auf das Fehlen eines Bahnanschlusses, wodurch der Absatz stockte, zurückgeführt wurde.


 Am 3. Juni 1911 wurde die Linie Distelrath -Embken eröffnet".

Auf einer Karte von 1913 ist die Grube mit dem Bahnanschluss deutlich zu erkennen.



Für die gesamte Strecke Distelrath - Nörvenich – Zülpich- Geich - Füssenich-Juntersdorf bis nach Embken waren 19 Brückenbauten notwendig gewesen

Reste heute noch erkennbar: Brücke in Lüxheim auf der Strecke Distelrath-Embken.


"Die Gewerkschaft Hamburg verpflichtete sich dem Kreis Düren gegenüber, nach Fertigstellung der Linie Zülpich - Embken ihre auf 100000 Tonnen veranschlagte Gesamtproduktion (Briketts und Braunkohle) auf der Dürener Kreisbahn zu verfrachten bzw. die Waggons auf der Dürener Kreisbahn zur Staatsbahn zu befördern.


Die Baukosten für die 9,86 km lange Strecke wurden auf 835500 Mark, der Aufwand an Grunderwerb auf 120000 Mark veranschlagt.


Da der Ertrag der Grube und somit die Produktion der Brikettfabrik weit hinter dem mit der Dürener Kreisbahn vereinbarten Ziel von 100.000 Tonnen pro Jahr zurückblieb, wurde der Bahntransport bereits 1920 wieder eingestellt (Dürener Kreisbahn 50 Jahre, Seite 28.)


Im Jahre 1924 wurde die Grube endgültig geschlossen. Der Bahnanschluss wurde zurück gebaut, die Tagesanlagen der Grube und die Brikettfabrik abgerissen.



Als Erinnerung an die Bergbauvergangenheit trägt heute in Juntersdorf eine Hauptstraße den Namen „Astreastraße und auf der Ecke Hovener Straße / Düttling“ steht ein historischer Muldenwagen aus der Grube mit der Aufschrift „Grube Astrea 1833–1924“.

Foto: Sammlung Jusiz-Club Düren


Die Bergbaugesellschaft existierte noch bis 2018. Andere Namen waren: Braunkohlen-Bergwerk und Brikettfabrik Juntersdorf/Astraea/Astrea/“Hamburg“


Infos:

20 Bergmänner holten bis zu 40 Meter tief den begehrten Brennstoff aus der Erde des Astraea-Feldes. In der Nähe zwischen Ginnick und Füssenich arbeiteten 30 Mann in der Grube Proserpina, ihr nach der römischen Göttin der Unterwelt benanntes Gegenstück. Besitzer waren die Zülpicher Honorationen Josef Abels und HermanJosef Hall. Letzterer galt als besonders fortschrittlich. Er führte den Pfeilerbruchbau ein, der dem damals primitiven Untertagebau etwas von seiner Lebensgefährlichkeit nahm und stellte zu Wasserhaltung die erste Dampfmaschine im Revier auf („Dürener Land“ Baltasar Schmitz, S. 120, 1971).


Die Rolle der Dürener Kreisbahn.

Das Unternehmen wurde 1908 gegründet. Am 6. Oktober dieses Jahres nahm die Kreisbahn auf ihren ersten Straßenbahn- und Eisenbahnlinien den Betrieb auf. Die Eisenbahnstrecke nach Zülpich wurde im Jahre 1911 bis nach Embken verlängert, wobei ein Anschlussgleis zur Braunkohlenbrikettfabrik Astraea gelegt wurde.


Am Ortsrand von Juntersdorf wurden eigens für die Arbeiter der Grube Wohnungen gebaut, die heute noch genutzt werden.

Seite „Grube Astraea“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. Juli 2020,

18:03 UTC.URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Grube_Astraea&oldid=202025772 (Abgerufen: 18. September 2021, 14:51 UTC) Fotos: Sammlung Justiz-Club Düren. Lok: Dürener Kreisbahn


Erinnerungen aus erster Hand.

„Es muss um das Jahr 1905 gewesen sein, als Experten des Kohlebergbaus in Juntersdorf eintrafen, um Bohrgeräte in dieser Gegend aufzustellen. Man wollte nach Kohlen muten. Es dauerte nicht lange, da hatte Vater den Auftrag, Bohrgeräte und Wasser zu den angegebenen Plätzen zu transportieren. Pferde, Karren und Wasserfässer waren ja vorhanden. Im Gelände zwischen Juntersdorf, Embken und Wollersheim wurden Probebohrungen durchgeführt und dadurch viele Arbeitskräfte aus diesen Ortschaften beschäftigt

Zunächst war man diesem Unternehmen gegenüber etwas skeptisch, bis plötzlich von Bohrturm zu Bohrturm der Jubelruf erscholl: „ Fündig, fündig, fündig!“ Die Bevölkerung sah auf einmal einen Lichtstreifen am sonst so düsteren Horizont. Die Grube Astrea entstand.

Man trieb tiefe und lange Stollen unter das brachliegende Heideland und baute Fabrikgebäude und Hallen. Zwei große Schornsteine ragten eines Tages gen Himmel; Förderbänder beluden Loren mit Braunkohle, die dann, in der Fabrikation zu Briketts gepresst, in bereitstehende Waggons verladen wurde.

Für die Beförderung der Waggons aber auch der Arbeiter und deren Familien legte man eine Bahnstrecke zwischen Embken und dem Bahnhof Zülpich an. Zu all den Anlagen, die in verhältnismäßig kurzer Zeit entstanden, hatte unser Vater einen wesentlichen Beitrag geleistet.

Nicht von ungefähr gingen nun die hohen Herren der Großindustrie in unserem Hause aus und ein: Pampus, Rechenberg, Lippig, Weimann - Namen, die heute noch in meiner Erinnerung lebendig sind. Sie waren die Wegbereiter der späteren „Westdeutschen Bohrgesellschaft Arnold Siep“.

Entnommen dem Buch „ Et hät noch immer jot jejange- Lebenserinnerungen der Margarethe Muhr geb. Siep (1901 – 1990), Seiten 48-50 Herstellung und Verlag „Books on Demand GmbH, Norderstedt“.ISBN 3-8334-0486-8, 1990, Herausgeber: Dr. Josef Muhr.



1953: Tagebau in Zülpich, 

Füssenich und Geich.

Foto: Stadt- und Kreisarchiv Düren, Bildarchiv,Mappe 115/1


 Die Grube

 in Zülpich-Mitte (Füssenich).



Karte oben : Das Gebiet der späteren Grube Victor auf der Topographischen Karte 1939-1945. LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland.


„Grube Victor“ Füssenich-Geich

Skizze: Mit freundlicher Genehmigung der Victor-Rolff-Stiftung, Buch Victor-Rolff, Sein Leben, 1934-2012 .


1901: Der Gründer - Unternehmer und Mäzen.

1937 Umwandlung in eine Kommandit-Gesellschaft.


Adolf Eduard Viktor Rolff (* 05. 02 1878 in Cottbus; † 28. 12. 1950 in Köln)  war ein deutscher Unternehmer im rheinischen Braunkohlebergbau, außerdem war er Mäzen und Förderer der archäologischen Forschung in Köln.

Viktor Rolff wurde 1878 als Sohn eines Textilfabrikanten in Cottbus geboren. 1903 heiratete er die ebenfalls aus Cottbus stammende Elisabeth Krüger (* 17. September 1883; † 19. Dezember 1965). Mit ihr hatte er fünf Kinder, von denen zwei bereits in jungen Jahren starben. Ein Sohn fiel als junger Mann im Ersten Weltkrieg, und der älteste Sohn fiel als Offizier im Zweiten Weltkrieg.



Tagebau im der Zülpicher Börde.

Für den Ausbau seiner Aktivitäten im Zülpicher Land kaufte Rolff mehrere Grubenfelder rund um Zülpich. Wegen des Zweiten Weltkrieges verzögerte sich aber der Aufschluss. Den Beginn des Betriebes im Tagebau Zülpich und in der dazugehörigen Brikettfabrik in Geich im Jahre 1953 (Foto oben) erlebte der drei Jahre zuvor verstorbene Firmengründer nicht mehr mit. 


Mit 25 Jahren Leiter

eines großen Unternehmens.


Nach Viktor Rolffs Tod 1950 wurde das Unternehmen zunächst von seiner Frau und seinem Sohn Joachim fortgeführt. Enkel Victor Rolff übernahm damals die Gesamtprokura.

Im Jahre 1959 ging die Unternehmensleitung dann an  F. Victor Rolff (* 1934 und an Eduard Joachim (* 1936, der aber später die Geschäftsführer der "Cölner Hofbräu Früh" in Köln übernahm).




Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Victor-Rolff-Stiftung,


Seite „Viktor Rolff“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 11. September 2021, 12:34 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Viktor_Rolff&oldid=215499073 (Abgerufen: 26. September 2021, 15:37 UTC) Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Victor-Rolff-Stiftung, Vettweiß-Gladbach.



Sportwagen, eine  Leidenschaft...

In Nähe der Grube Zülpich-Mitte in Füssenich-Geich, unterhielt Rolff u.a. eine Werkstatt, in die er auch seinen Mercedes-Benz 300 SL zur Reparatur vorbei brachte. Das Werksgelände befand sich zu dieser Zeit bereits am Grubenrand Geich (heute Hecker & Krosch).


Oben: Franz-Josef Eversheim aus Füssenich mit einem Kollegen an der Motorbremse in der Werkstatt der Victor Rolff KG in Zülpich- Geich.


Bereits 1967 erste Überlegungen zur Schließung.

Verkauf der Firma 1969 an "Rheinbraun/RWE Power".


Victor Rolff entschied bereits 1967 nach gründlicher Überlegung dafür, das Braunkohlegeschäft  kurzfristig zu beenden, da es für ein Familienunternehmen mit seiner Größe unter den hiesigen Bedingungen nicht mehr wirtschaftlich zu halten war. Er verkaufte die Firma 1969 schließlich an "Rheinbraun bzw. RWE Power". Stolz war Victor Rolff seinerzeit, dass alle seine 1200 Mitarbeiterinnen und MItarbeiter im Anschluss eine neue Beschäftigung fanden. Im Jahr 1971 kaufte Victor Rolff die Burg Gladbach und sanierte diese von Grund auf.

Die Schließung war für den damals Anfang dreißigjährigen Unternehmer eine schwere Aufgabe, die er mit hoher sozialer Verantwortung löste. Sein lang gereifter Plan, eine Stiftung zu gründen, verwirklichte er im Jahr 1995 und setzte die Burg als Sitz der Stiftung fest.

Er schätzte die Ruhe in der Natur, insbesondere in der nahe gelegenen Nordeifel, und zog sich weitestgehend in sein neues Zuhause zurück. Hier fand zwischen historischen Barockmöbeln auch moderne Malerei ihren Platz an den Wänden. Er widmete sich  mehr und mehr der Landwirtschaft, die sein Leben von Anfang an prägte und erfüllte. Hier in seinem privaten Rückzugsgebiet pflanzte er 14.000 Bäume, die er aus seiner alten Heimat "Gut Pompelbusch" holen ließ, um sie dort nicht verkommen zu lassen.

V. Rolff war nicht verheiratet und hatte keine Kinder. Zuletzt lebte er mit seiner Partnerin, der Künstlerin Caroline Lauscher, auf Burg Gladbach.“ 

Dass F. Viktor Rolff ein begeisterter Autofahrer war und dem Rennsport sehr nahe stand, ist bekannt. Seine Leidenschaft für den Motorsport musste er allerdings schon in frühen Jahren für den Braunkohletagebau aufgeben.


Mehr über die Stiftung erfahren Sie auf der Homepage www.rolff-stiftung.de



Seite „Friedrich Victor Rolff“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. Mai 2020, 11:53 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Friedrich_Victor_Rolff&oldid=199640620 (Abgerufen: 23. September 2021, 09:14 UTC) Fotos: Sammlung Franz-Josef Eversheim, Füssenich, Motor und Motorbremse.




Beginn des Tagebaus in Zülpich-Mitte.

Anfang Juli 1953:

Die Braunkohle krempelt den Süden von Füssenich-Geich um.

Braunkohlenuntersuchungsausschuss gab seine Zustimmung.

Unternehmen von 1950 bis 1959 in Händen von Elisabeth und Joachim Rolff.


Karte: Stadtarchiv Zülpich, Bildarchiv.



Anstich in der Grube Füssenich-Geich 1953. Artikel aus 1959.

"Es regnete, als am 28. September 1953 Frau Elisabeth Rolff, ihr Sohn, Bergwerksdirektor Joachim Rolff, die Enkelkinder der Witwe sowie Herren der Betriebsleitung den ersten Spatenstich im Zülpicher Braunkohlegebiet taten. Joachim Rolff sagte damals, dass es sein und seiner Mutter Wunsch sei, im Raum Zülpich im Sinne des verstorbenen Vaters ein Werk zu beginnen, das allen daran Beteiligten zum Segen gereichen möge.

Sodann wurde der erste Kippwagen voll Braunkohle mit dem Seil die Rampe hinaufgezogen und in die Auffangkammer gekippt. Die in der Grube beschäftigten Arbeiter - es waren damals knapp 50 Mann - hatten für kurze Zeit ihre Arbeitsgeräte beiseite gestellt. Das war vor fünf Jahren.
Nach vorbereitenden Entwässerungsarbeiten wurde vor fünf Jahren rechts der Straße Zülpich-Juntersdorf mit dem Grubenaufschluss begonnen. 

Die gewonnene Rohkohle wurde mit Lastwagen zur Brikettierung nach Fürstenberg gebracht. Heute ist das nicht mehr notwendig. Die Straße Zülpich - Juntersdorf ist schon lange weggebaggert, das Grubenaufschlussgelände hat sich erheblich vergrößert und reicht bis dicht an den Stadtrand von Zülpich und Zülpich-Hoven heran".

Elisabeth Rolff und Sohn Joachim Rolff beim feierlichen Anstich im Tagebau Füssenich-Geich, 28.9.1953 (Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Victor-Rolff-Stiftung,  aus dem Buch " Victor-Rolff , sein Leben, seine Stiftung").


Text auszugsweise übernommen aus dem Heimatkalender des Kreises Euskirchen 1959, Artikel von Otto Becker, Euenheim. Übernommen mit gültiger Rechtschreibung der Zeit.


Die Abbauregion Juntersdorf, Zülpich-Mitte und Zülpich-Süd.

"Halbwegs der Straße „Zülpich nach Juntersdorf“ hatte die Firma Victor Rolff KG, die im benachbarten Bergbaugebiet des Kreises Bergheim die Grube Fürstenberg betrieb, im Juli 1953 mit den ersten Arbeiten zum Braunkohlenabbau im Südosten des Kreises Euskirchen (Füssenich und Geich) begonnen. 


Luftbild von 1954, Zülpich ist rechts untern zu erkennen. Foto: Stadtarchiv Zülpich, Bildarchiv


Die Abraumstelle wurde seinerzeit auf regen Verkehr der Abbau-Bagger und pfeifende Lokomotiven vorbereitet. Der Braunkohlenuntersuchungsausschuss Zülpich-Vettweiß, der damals in Zülpich tagte, hatte letztendlich die Vorlage an den Kölner Regierungspräsidenten Dr. Warsch zur endgültigen Genehmigung beschlossen.

Die Pläne umfassten ein Abbaugebiet von 900 Hektar zwischen den Ortschaften Zülpich sowie bei Füssenich/Geich im damaligen Kreis Düren. Die künftigen Braunkohlenfelder lagen teilweise in Tiefen bis zu 60 Meter und in einer Mächtigkeit von bis zu 12 Meter.

Die Ortschaft Juntersdorf lief sogar Gefahr, die Verlegung des Ortes hinzunehmen. Allerdings war diese Umsiedelung erst in einigen Jahrzehnten geplant".

Quelle: Dürener Nachrichten vom 16.7.1953, Seite 5



Der jüdische Friedhof "An der Karlsruhe".

Weiertor in Zülpich. Im Hintergrund damaliger Standort der Grube Victor. Hier befand sich der jüdische Friedhof "An der Karlsruhe"

Jüdischer Friedhof "An der Karlsruhe". Foto: Stadtarchiv Zülpich, Bildarchiv.



Der jüdische Friedhof lag im Westen der Stadt in der Nähe des Weiertors. Ende der 1950er Jahre wurden die letzten 225 Gräber auf den Friedhof in Köln-Ehrenfeld umgebettet, weil die gesamte Fläche dem Braunkohlenabbau Zülpich bis vor die Tore Zülpichs weichen musste".


Quelle: Verwaltung der Jüdischen Friedhöfe der Synagogen-Gemeinden, Köln. https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-13011-20110706-5, zuletzt aufgerufen am 19.9.2017.


Jüdischer Friedhof " An der Karlsruhe" vor dem Weiertor - Aquarell von Kaspar Pütz (ausgestellt in den Räumen des Zülpicher Geschichtsvereins, Burg Zülpich. Foto: Justizclub  mit freundlicher Genehmigung des ZGV.


Der Braunkohle weichen mussten jedoch die heute in historischer Hinsicht vermissten “Biesen- und Ölmühle“ (Foto) und der Bahnhof Geich - Füssenich am Neffelbach. 

Ölmühle Füssenich

Sie wurden abgerissen und sind heute nur noch in der Erinnerung der Füssenicher und Geicher präsent. Unten: Bahnlinie Zülpich-Juntersdorf quer durch das spätere Abbaugebiet.               

Auch der Neffelbach musste aus den gleichen Gründen außerhalb der geplanten Grube verlegt werden. Er wird am Ende aller Aktivitäten im Jahre 1969 noch eine wichtige Rolle an der Grube spielen.

Der Neffelbach - hier aus dem Eilich kommend - musste ungefähr an dieser Stelle Anfang der 1950er Jahre begradigt werden, da er sich quer durch das Abbaugebiet schlängelte. Oben Ufer-rand des heutigen Baggersees.


Die neue Brikettfabrik - einzigartig in der Region.


Bei Geich wurde eine neue Brikettfabrik gebaut. Am 12. 10. 1955 konnte das Werk in Betrieb genommen werden. Bis zu 500 Menschen kamen hier in Beschäftigung. Das Gehalt der Arbeiter lag in den 1950er und 1960er Jahren bei etwa stolzen 600 DM monatlich. Dazu kamen noch Zuschläge für Sonntags- und Feiertagsarbeit.


In den Abendstunden jenes Tages purzelten die ersten Briketts auf ein Förderband, und die Familie Rolff sowie Vertreter der Industrie, der Lieferfirmen und die Belegschaftsmitglieder nahmen sich zur Erinnerung ein noch warmes Brikett mit nach Hause. Sieben Pressen arbeiten unentwegt in drei Schichten. In 24 Stunden werden 1.300 Tonnen (= 26.000 Ztr.) Briketts gepresst, ausgestoßen und in Güterzügen oder von Lastkraftwagen im Landabsatz abtransportiert. Das Werk arbeitet auf vollen Touren.

Foto: Brikett mit der Aufschrift 1955-1969 Werk Zülpich, Victor Rolff KG. Quelle: Mit freundlicher Genehmigung der Victor-Rolff-Stiftung,


Fabrikgelände in Geich (Foto: Stadtarchiv Zülpich, Bildarchiv)


Die Belegschaft bestand überwiegend aus Menschen aus der Region des Zülpicher und Dürener Landes. 1955 wurde in der Zülpicher „Geicher Gasse“ am Bachtor ein Mehrfamilienhaus und ein Doppelhaus für die höheren Angestellten errichtet. Viele Zulieferer und andere Subunternehmer waren mit dem Tagebau verbunden.




Übrigens soll es zwischen der Firma Sieger in Bessenich und der Victor Rolff KG eine Übereinkunft gegeben haben, dass niemand direkt aus der Firma Sieger zu der Firma V.Rolff wechseln durfte.

Umgehen konnte man diese Regelung offenbar nur damit, dass man von der Firma Sieger zuerst in ein anderes Arbeitsfeld wechselte und von dort aus zum erstrebten Braunkohlenabbau in Zülpich stieß. Ob und wie oft dies in dieser Weise auch praktiziert wurde, ist dem Autor nicht bekannt.

Leider gab es während der Jahre 1953 bis 1969 auch bedauernswerte Unfälle. So kam in der Fabrik ein junger Mann durch den Absturz aus höchster Höhe zu Tode. Am Förderband kam es 1967 zu einem weiteren tödlichen Unfall, der allseits Entsetzen auslöste. Auch bei Reparaturarbeiten am „Bagger 108“ wurde ein junger Mann, der an der Schaufel des Baggers arbeitete, getötet. Zu einem schrecklichen Unfall kam es beim Verladen der Kohle. Bei dem Versuch, die Kohle zu verladen, schlug die Schließung des Waggons herunter und trennte den Arm eines Arbeiters ab. Dazu kamen weitere Unfälle im Umgang mit den Maschinen und Geräten.


Wohin mit dem Dreck?

 Abraumhalde Juntersdorf ab 1953


"Zur Deponierung des Abraumes wurde bei Juntersdorf eine Hochkippe angelegt. Bereits nach kurzer Betriebszeit begann man dann mit der Rekultivierung der Halde. Es wurden Klee und Gras eingesät, durch die sich eine geschlossene Grasnarbe bildete, die Schafe abweideten. Die Halde wurde terrassenförmig aufgestockt. Die horizontal liegenden Flächen nutzte man als landwirtschaftliche Flächen, die Böschungen dagegen, um den Boden zu halten, rekultivierte man forstwirtschaftlich.  

Oben: Auf der Straße zwischen der Kirche Juntersdorf und Langendorf kann man der Schranke das Gelände der Kippe Juntersdorf erreichen. Hier an dieser Stelle verliefen die betriebseigenen Schienen der Werkloks der Firma Victor Rolff KG aus Füssenich kommend.

Für den Abtransport des Abbaus aus den Gruben bis hin zur Juntersdorfer Kippe wurden 4 Lokomotiven der Firma Schöttle & Schuster aus Türnich und weitere Loks aus dem Bestand der Firma Viktor Rolff KG in Dienst gestellt".

Seite „Braunkohlebergbau“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 4. August 2021, 15:09 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Braunkohlebergbau&oldid=214492990 (Abgerufen: 25. September 2021, 13:12 UTC) Foto: Stadt und Kreisarchi Düren, Bildarchiv, Mappe 115/7



Das Fabrikgelände in Geich ab 1955

Bandstraße in Geich, Foto: Sammlung Karl Kloock, Geich.

"Die Braunkohlen wurden zunächst in die Brikettfabrik in der Grube Fürstenberg bei Frechen transportiert. Um die Braunkohle im eigenen Werk verarbeiten zu können, baute man in Geich ab 1955 eine neue Brikettfabrik.

Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Victor-Rolff-Stiftung,

Hier war die Verladerampe. Schienen der V. Rolff KG führten zu den Gleisen der Bahn ( Düren-Zülpich-Euskirchen).

Schienen der Strecke Düren-Zülpich-Euskirchen. Im Hintergrund die Fabrik.

Farbfotos: JCD


Am 12. Oktober 1955 nahm man sie in Betrieb. In der Fabrik arbeiteten sieben Pressen in drei Schichten. In vierundzwanzig Stunden wurden 1.300 Tonnen Briketts gepresst, ausgestoßen und in Güterzügen oder von Lastkraftwagen im Landabsatz abtransportiert. Die Fabrik lieferte auch Strom für das RWE (Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk). 

Die im Werk erzeugte Energie wurde in der Fabrik nicht ganz benötigt und so konnten erhebliche Mengen Strom an das Versorgungsnetz der Umgebung abgegeben werden. Eine erste Turbine lieferte rund 13.000 Kilowattstunden, die zweite Turbine erzeugte rund 24.000 Kilowattstunden".

Info: Die Braunkohle wurde mit Maschinen zerkleinert, getrocknet und in Brikettform gepresst. Damals war die Fabrik in Geich die modernste Brikettfabrik in Westdeutschland. (heimatweb-eu.de)

Brikettfabrik in Geich, Trockner für Kohlen, Einfallseite.

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Pressenhaus, Foto: Stadtarchiv Zülpich, Bildarchiv


Pressenhaus mit Pressköpfen, Foto: Stadtarchiv Zülpich, Bildarchiv

Seite „Braunkohlebergbau“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 4. August 2021, 15:09 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Braunkohlebergbau&oldid=214492990 (Abgerufen: 25. September 2021, 13:12 UTC)


Förderbänder-und Spezialbagger –

 das Modernste in dieser Zeit


"Nachdem die abgebaute Kohle zunächst über eine Abraumbahn transportiert worden war, wurde diese danach sehr schnell durch große Förderbänder aus Gummi ersetzt. Diese Förderbänder hatten insgesamt eine Länge von ca. 10 Kilometern und verliefen damals direkt in die Brikettfabrik oder zu den Abraumhalden.


In der Brikettfabrik wurde die noch unbehandelte Kohle zunächst in einem Bunker mit einer Kapazität von ca. 4.500 Kubikmeter zwischengelagert. Ein so ständig vorrätiges Mindestmaß an Kohle sollte nicht nur als Lager, sondern auch als Sicherheitsreserve für eventuelle Ausfälle der Bandstraßen dienen.

Bandstraße für Abbau von Kohle und Erde.

Foto: Stadt- und Kreisarchiv Düren, Bildarchiv, Mappe 115/5)


Die Förderbandanlage wurde damals als eine der modernsten Anlagen im Braunkohlenbergbau in Europa gesehen, und war daher gleichsam auch ein beliebtes Studienobjekt für zahlreiche – und sogar auch ausländische – Experten.



Betriebsgelände Grube Füssenich-Geich


Spezialbagger für spezielle Arbeit.

 

Bagger 104 der Grube Victor, 1953-1969, Foto: Stadtarchiv Zülpich.

Unten: Bagger 106, Stadtarchiv Zülpich, Bldarchiv.

 Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Victor-Rolff-Stiftung,

Bagger 102,  Mit freundlicher Genehmigung der Victor-Rolff-Stiftung,


Da die Braunkohle erst in einer Tiefe von ca. 60 Metern zu finden war, musste der Abbau in zwei Trassen mit einem 417 Tonnen schweren und einem kleineren Schaufelradbagger sowie einem Eimerkettenbagger  erfolgen, wobei der Abbau der Kohle dann im "Schwenkbetrieb" um einen gedachten Drehpunkt herum fortgeführt wurde".

Seite „Tagebau Zülpich“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. Mai 2021, 14:26 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Tagebau_Z%C3%BClpich&oldid=211636506 (Abgerufen: 25. September 2021, 12:01 UTC)



Schienennetz in der Grube - natürlich mit "Weichensteller".


Für das betriebseigene Schienennetz benötigte man in der Grube natürlich auch einen "Weichen-steller". Auf dem Foto ist Dr. Hanns G. Noppeney als Student zu sehen, der diese Arbeit während seiner Semesterferien 1957 für zwei DM je Stunde übernommen hatte.  Heute lebt Herr Noppeney im Ruhestand in Troisdorf, hat aber immer noch ein ungebrochenes Interesse an seinem geliebten Ort Füssenich.



1959: „Braunkohle am Rande der Römerstadt“, von Otto Becker.

„Vom frühen Morgen bis zum späten Abend, ja selbst noch bei Nacht, durchfahren täglich viele Lastkraftwagen, hochbeladen mit Briketts, Zülpichs Straßen. Auf dem Bahnhof stehen lange Güterzüge, ebenfalls mit Briketts beladen. Die vor Jahren vom ersten bis zum letzten Stein neuerbaute Brikettfabrik zwischen Zülpich und Geich ist auch bei Nacht hellerleuchtet und in Betrieb.
Es wird in mehreren Schichten gearbeitet. Vom nahen Grubengelände hallen Tag und Nacht die Hupsignale der schweren Bagger herüber. Auch das Knirschen und Rollen der Bandstraßen ist bis auf den Zülpicher Marktplatz zu hören. Die Zülpicher haben sich daran gewöhnt und achten schon nicht mehr darauf. Rings um die Stadt muss die Landwirtschaft, die seit Jahrhunderten auf fruchtbaren Böden betrieben wird, immer mehr dem Braunkohlenabbau weichen. Im Zülpicher Land hat mit der Industrialisierung eine Entwicklung begonnen, die jetzt noch nicht abzusehen ist.

Oben: Abbau bis vor die Tore Zülpichs. Foto: Stadtarchiv Zülpich, Bildarchiv Unten: Das Gebiet heute. (HCZ).




Der größte Bagger seinerzeit in Europa: Der Schaufelradbagger 108. Mit freundlicher Genehmigung der Victor-Rolff-Stiftung.


60 Millionen Tonnen Kohlen.

Die im Zülpicher Raum lagernden Braunkohlenvorräte, so versicherte der Leiter des Zülpicher Unternehmens, Direktor Burdach, würden mit rund 60 Millionen Tonnen angegeben. Die noch in größerer Tiefe liegenden, heute noch nicht erreichbaren Flöze, sind dabei noch nicht berücksichtigt. Wenn man weiter hört, dass in der Geicher Brikettfabrik jährlich rund 1,5 Millionen Tonnen Braunkohle verarbeitet werden, kann man sich also leicht ausrechnen, dass mindestens noch 40 - 50 Jahre in der Brikettfabrik bei Zülpich gearbeitet werden kann. Vielleicht ist auch darin der Grund zu suchen, warum so viele junge Menschen aus dem Zülpicher Raum und dem nördlichen Gebiet des Kreises Euskirchen sich bei der Grube Victor um einen Arbeitsplatz bewarben. Sie rechneten sich aus, dass sie hier zeitlebens Arbeit und damit eine feste Existenz gefunden haben.

Fabrik  in Geich Stromlieferant für das RWE u.a. Foto: Stadtarchiv Zülpich


Dem neuen Werk kommt auch eine große Bedeutung als Stromlieferant für das RWE zu. Die im Werk erzeugte Energie wird in der Fabrik nicht ganz benötigt. Es können noch erhebliche Mengen Strom an das Versorgungsnetz der Umgebung abgegeben werden. Die erste Turbine liefert rund 13.000 Kilowattstunden, die zweite Turbine erzeugt rund 24.000 Kilowattstunden.


Abbau unter ungünstigen Verhältnissen.

Die Zeiten, da man nur einige Meter Erde wegzuräumen brauchte, um auf Braunkohlenflöze von 70 und mehr Metern Mächtigkeit zu stoßen, sind im Braunkohlenabbau heute vorüber. Um die Kapazität halten oder gar noch steigern zu können, ist man jetzt auch gezwungen, die weniger ergiebigen Vorkommen abzubauen. Dazu zählt das neue Zülpicher Braunkohlengebiet. Unter denkbar ungünstigen Verhältnissen wird dort das „braune Gold“ aus dem Boden geholt.


Als im Jahre 1952 ernsthaft mit den vorbereitenden Arbeiten zum Grubenaufschluss begonnen wurde, lagen der Grubenverwaltung zwar die Ergebnisse der Probebohrungen vor, aber sie erlaubten noch keinen exakten, planvollen Abbau. Die Wirklichkeit sieht immer anders aus. Nur darüber waren sich die Experten völlig im Klaren, dass große Mengen Abraum zu beseitigen sein würden, um an die Kohlenflöze zu gelangen. Wie vollzieht sich der Abbau und wie ist das Verhältnis Kohle zum Abraum? Darüber erzählt Dipl-Bergingenieur Proff: „Der Abbau vollzieht sich in unserem Tagebau in zwei Trassen. 

Auf der oberen steht ein 417 t schwerer Schaufelradbagger und auf der unteren ein kleiner Schaufelradbagger und ein Eimerkettenbagger. 

Eimerkettenbagger.

Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Victor-Rolff-Stiftung.


Der Tagebau bewegt sich im Schwenkbetrieb fort, also um einen Drehpunkt. Im gleichen Sinne erfolgt auch der Abbau der Kohle.

Das schnelle Abbautempo ist in erster Linie auf das ungünstige Verhältnis Kohle zum Abraum zurückzuführen. Während im rheinischen Braunkohlengebiet nur etwa 50 - 40 m Deckgebirge beseitigt werden mussten, um an ein Kohlenflöz von bis zu 80 - 90 m Mächtigkeit zu gelangen, liegt das Verhältnis von Abraum zu Kohle in den neueren Grubenaufschlüssen, wozu auch der Zülpicher zählt, wesentlich ungünstiger. Daher muss man immer mehr zum Tieftagebau übergehen.“


In 60 Meter Tiefe

Auch Direktor Burdach wies darauf hin, dass die Abbauverhältnisse bei Zülpich sehr ungünstig liegen. Er stellte fest: „Im Grubenaufschluss des Zülpicher Raumes sind die geologischen und hydrologischen Voraussetzungen zur Braunkohlengewinnung äußerst ungünstig. Bisher war - vor allem in den westlichen Ausläufern - eine nur geringe Kohlenmächtigkeit festzustellen; in rund 60 m Tiefe acht Meter.

Diese Angaben beleuchten die schwierige Situation des neuen Werkes deutlich. Kohlenflöze von 40 m Mächtigkeit kennen wir hier nicht. Wir wären sehr glücklich darüber. Wir brauchten dann nur zwei Monate lang Abraum zur Kippe zu transportieren und während der übrigen zehn Monate des Jahres hätten wir nur noch die Kohle abzubauen.“

Die Erdmassen laufen auf der Kippe bei Juntersdorf weg wie Schlamm. Die fachgerechte Abböschung macht uns viele Sorgen.“

Blick in die Grube Victor, Foto: Stadt- und Kreisarchiv Düren, Bildarchiv, Mape 115.


Wer vom Rande des Aufschlussgeländes der Grube Victor Rolff dem emsigen Treiben in der Tiefe zuschaut, wird feststellen, dass die Abraumbahn ihren Betrieb eingestellt hat. Die gewonnene Rohkohle wandert über starke Gummibänder in Richtung Fabrik, ebenso seit einiger Zeit auch der Abraum in Richtung Kippe. Die Bandstraßen haben zusammen schon eine Länge von über 10 km .


Die Grube Victor Rolff hat, was die Bandstraßen anbelangt, wirklich Pionierarbeit geleistet, und nicht ohne Grund kommen immer wieder Braunkohlenexperten aus dem In- und Ausland, um die Bandstraßen, die als die modernsten im europäischen Braunkohlenbergbau bezeichnet werden, zu besichtigen und ihre Technik zu studieren. Die 1 m breiten Spezial-Gummibänder haben eine Länge von jeweils rund 800 m. Nach je 800 m kommt eine Übergabestelle, falls sich die Förderrichtung ändert und auch, um die Bänder leichter kontrollieren zu können; denn mit Störungen muss immer gerechnet werden. Über diese Bänder gelangt die Rohkohle in den Bunker, der rund 4500 cbm Fördergut aufnehmen kann. Wenn aus irgendeinem Grunde die Kohlenbandstraße stillsteht, ist im Bunker so viel Reserve vorhanden, dass in der Fabrik noch lange Zeit weitergearbeitet werden kann. Und kommt es in der Fabrik selbst zu einer Störung, kann in der Grube weiter gefördert werden. Nachdem heute auch die Abraummassen in der gleichen Weise über Bänder bis zu den Kippen laufen, gibt es im Aufschlussgelände kaum mehr Störungsquellen.


Genaue Kontrolle.

Das Abraumband bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 4 m i.d. Sek. und kann in 24 Stunden theoretisch zwischen 25.000 und 40.000 cbm Fördergut transportieren. Das Kohlenband kann in 24 Stunden bis zu 14.000 cbm Rohkohle aufnehmen und bis zum Bestimmungsort befördern. Eine genaue Kontrolle der geförderten Menge ist, ähnlich wie beim Zugbetrieb, möglich. Alles Fördergut läuft über eine automatische Waage, die das Resultat auf dem Leitstand (Kontrollturm) anzeigt. Die Abraum-Bandanlage wurde von einer Münchener Firma konstruiert. Diese Firma, die beim Bau von Bandanlagen führend im Westdeutschen Braunkohlenbergbau ist, hat inzwischen in Mechernich im Kreise Schleiden, einen Zweigbetrieb eröffnet.


Es wird schon rekultiviert.

„Die Grube Victor Wolff hatte bisher kaum Gelegenheit zum Rekultivieren. Sie ist noch zu jung. Aber auf der Abraumhalde bei Juntersdorf (Kreis Düren) ist bereits gute Arbeit geleistet worden. Das muss anerkannt werden“, sagte Dr. von Meer, der Experte für Braunkohlenfragen bei der Bonner Landwirtschaftskammer. Auf der Abraumhalde weiden schon Schafe, das erste Heu wurde in diesem Sommer gemäht, und entlang den Böschungen wurden 3.000 Pappeln und etwa 7.000 Erlen gepflanzt. Bei Rekultivierungsarbeiten - sie folgen später ja auch in unmittelbarer Nähe der Stadt Zülpich - können nicht nur Wünsche der Landwirtschaft berücksichtigt werden. 


Auch die Forstwirtschaft, die Landesplanungsbehörde, die Naturschutzbehörde, die Wasserwirtschaft und andere Dienststellen tragen der Grube ihre Wünsche, die oft sehr gegensätzlich sind, vor. Ein Teil der Kippe (etwa 12 ha) ist schon vor zwei Jahren mit Klee und Gras eingesät worden. Es bildet sich zum Teil eine geschlossene Grasnarbe. Schafe sind willkommen, weil sie nicht nur Dung liefern, sondern auch das noch lockere Erdreich festigen. Die Abraumbandstraße wird in kurzem um weiter 500 m verlängert, um in den kommenden Jahren noch weitere Mengen Abraum im Gelände verkippen zu können. Die Halde wird terrassenförmig aufgestockt. Die horizontal liegenden Flächen werden jeweils der landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt, die Böschungen dagegen, um den Boden zu halten, forstwirtschaftlich rekultiviert. Schon jetzt wird unter den jungen Bäumchen der karge Boden teilweise beschattet. Dadurch wird ein schnellerer Vegetationsschluss erreicht. Bei der Rekultivierung wird darauf geachtet, dass die Böden im Vergleich zu früher noch besser werden. Deshalb werden beim Grubenaufschluss wertvolle Lößböden gesondert abgelagert. Gerade Löß ist hervorragendes Ausgangsmaterial zur Rekultivierung. Sobald es möglich ist, wird auch in der Zülpicher Gemarkung mit der Rekultivierung begonnen, damit die ausgekohlten Flächen möglichst bald wieder zur landwirtschaftlichen Nutzung den Bauern zurückgegeben werden können“.

Entnommen aus:Braunkohlentagebaugrube Victor westlich von Zülpich”. In: KuLaDig,  Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-297039 (Abgerufen: 27. September 2021) Text auszugsweise übernommen aus dem Heimatkalender des Kreises Euskirchen 1959, Artikel von Otto Becker, Euenheim. Übernommen mit gültiger Rechtschreibung der Zeit.


Straße von Geich nach Zülpich, rechts das Abbaugelände vor dem Weiertor in Zülpich,


Die Stelle heute


Wasserhaltung.

„Wasserhaltung ist ein dauerndes Problem im Bergbau, so auch im für die damaligen Verhält-nisse tiefen Tagebau von Zülpich.

Die unabhängig vom eigentlichen Braunkohlentagebau errichteten Brunnen und Strecken hatten die Aufgabe, die Wasserflüsse aus dem Deckgebirge und der unverritzten Kohle aufzufangen und den Tagebau davor abzuriegeln.

In nahezu 40 Metern Tiefe legten Bergleute im Untertagebau Entwässerungsstrecken an. 


Das Auffahren der Entwässerungsstrecken erfolgte von Hand.

Die dort lagernde Kohle wurde vom Hauer gelöst, in Grubenwagen verladen und mit der elektrischen Haspel über den Bremsberg zu Tage gebracht. Die Entwässerungsstrecken hatten die Aufgabe, das Wasser aus der anstehenden Kohle zu ziehen. In Verbindung mit den Filterbrunnen, die von oben bis zur Kohle hinuntergeführt wurden, entwässerten sie auch das hängende Deckgebirge. Die Brunnen gaben ihr Wasser nicht mehr nach oben, sondern nach unten ab. Das Wasser floss zum tiefstgelegenen Punkt des Streckensystems, gelangte zum Pumpensumpf, wurde dort geklärt und mit Kreiselpumpen an die Erdoberfläche befördert.


Archäologische Verluste durch die Grube Victor.

Durch Fundmeldungen oder die Kontrolle von Erdarbeiten im Vorfeld des Braunkohlenabbaus in der Grube Victor durch den zuständigen „Pfleger für Bodenaltertümer des Kreises Düren“ sind einige Fundstellen verschiedener Zeitstufen überliefert, ihre Erfassung erfolgte meist jedoch nur knapp.

Die wenigen Funde, darunter auch römische Münzen aus konstantinischer Zeit, gingen zumeist in Privatbesitz über und konnten nur in Einzelfällen dokumentiert werden. Sehr wenige Funde gelangten in ein Museum, zum Teil sind sie heute verschollen.

Wie viele archäologische Plätze das Gelände der Grube umfasste, muss ungeklärt bleiben.

Belegt sind fünf römische Siedlungsstellen sowie ein römisches Brandgrab, das unter anderem zwei Glasgefäße enthielt. Aber auch mittelalterliche und neuzeitliche Fundplätze mussten dem fortschreitenden Tagebau weichen. Von ursprünglich drei Mühlenkomplexen am alten Verlauf des Neffelbachs, deren Standorte bereits auf der Tranchot-Karte von 1808 verzeichnet sind, wurden zwei durch die Braunkohlenförderung zerstört.


Die Biesen- und die Öl-Mühle. 

Ölmühle in Füssenich.


Die Luisges-Mühle unmittelbar westlich der ehemaligen Abbaukante blieb bestehen, sie ist heute eingetragenes Baudenkmal.


Ein spätmittelalterlicher Hof und möglicherweise eine kleine Kapelle zählen ebenfalls zu den archäologischen Verlusten – manche der dokumentierten Strukturen können heute jedoch nicht mehr sicher zugeordnet werden“.

 

Entnommen aus:Braunkohlentagebaugrube Victor westlich von Zülpich”. In: KuLaDig,Kultur.Landschaft.Digital. 

URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-297039 (Abgerufen: 27. September 2021)



Lokomotiven, eingesetzt im Tagebau Zülpich um 1965.

Werkslok der Firma Victor Rolff KG.

Werksloks der Firma Victor Rolff, Tagebau Zülpich. Mitte  der 1960er Jahre in Zülpich, nahe Gymnasium.

In den Gruben wurden neben den Lokomotiven der Firma V. Rolff auch 4 Loks der Firma Schöttle & Schuster aus Türnich eingesetzt. Fotos: Sammlung Familie Billig, Zülpich.


Tagebau Zülpich-Süd, ein Jahr vor dem Ende der Arbeiten.
Foto: Stadtarchiv Zülpich, Seepark-Informationsstand 2021.


          Einer der letzten Briketts aus dem Werk in Geich, 1969.                       

 (Foto und Brikett:  Sammlung History-Club Zülpich).

1970: Blick auf die Rest-Grube Füssenich vorbei am Weiertor in Zülpich. Die Grubenarbeiten wurden ein Jahr zuvor eingestellt, der westliche Teil der Grube mit Wasser des Neffelbaches aufgefüllt.

Foto: Fotoarchiv Medienzentrum Euskirchen, K. Mertens.



1969: Rheinbraun als neuer Eigentümer.


"In der Mitte der 1960er Jahre ging die Wirtschaftlichkeit der Gruben stark zurück. 1965 wurden große Teile der Förderung auf Halde gelegt.

Beide Gruben wurden nach 1969 mit dem Wasser des Vlattener Baches bzw. Neffelbaches geflutet, wobei die Grube Füssenich mit dem Abbau der Grube Zülpich-Süd langsam aufgeschüttet wurde, so dass nur ein Teil des Erdlochs mit Wasser - so wie es heute sichtbar -  aufgefüllt wurde. Das Teilstück Nähe Zülpich wurde erneut Ackerland. Alle Werksbauten, die ich seinerzeit in Nähe des Bahnhofs Geich-Füssench befanden, wurden bereits um 1960 abgerissen und neu auf dem Grundstück an der B 56, heute Firma Hecker & Krosch, erbaut.


Foto: Werksgelände am Dorfausgang Geich Richtung Zülpich. Hinter der Halle links im Bild befinden sich heute noch Reste der Werksgebäude der Victor Rolff KG aus dem Jahre 1960. Am 01.09.1969 gründeten hier Johann Krosch und Adolf Hecker – zunächst als Reparaturbetrieb mit zwei Arbeitern - die Firma „Hecker & Krosch“.


"Am 31. August 1969 wurden schließlich alle Grubenarbeiten aufgegeben, und auch in der nahegelegenen Grube Zülpich-Süd wurde der Betrieb vollständig eingestellt. Die Grundtücke der Werksanlagen auf dem heutigen Grundstück Hecker & Krosch wurden verkauft". 

Am 01.09.1969 ging das gesamte Werk Zülpich an die Rheinische Braunkohlenwerke AG (Rheinbraun).

Vor der Vernichtung gerettet:


Foto vom Fenster eines Betriebsgebäudes, zur Verfügung gestellt von dem ehemaligen Arbeiter Willi Schneider aus Geich, der es für ein paar Mark als Andenken an seinen Arbeitsplatz erworben hatte. Das Fenster schmückt heute seine Garage in Zülpich-Geich.

Foto: Willi Schneider, Geich 2021


Nachnutzung des Geländes der Brikettfabrik und des Kraftwerks.


"Das Betriebsgelände der Wallenius Wilhelmsen Logistics Germany GmbH auf dem ehemaligen Gelände der Brikettfabrik bei Geich nahe dem nord-westlichen Ortsausgang von Zülpich.

Die Gebäude und das Gelände der stillgelegten Brikettfabrik bei Geich wurden nach der Einstellung des Tagebaubetriebs vielfältig weitergenutzt, umgewandelt oder abgerissen. 

Fabrikgelände heute.


Aktuell ist auf dem Gelände neben kleineren Gewerbebetrieben ein regionaler Standort der europaweit tätigen und auf Autotransporte spezialisierte Wallenius Wilhelmsen Logistics ansässig. Auf dem ehemaligen Gelände der Brikettfrabik bei Geich unterhält das Unternehmen seit Jahren einen sehr großen Umschlagplatz für PKW des französischen Autoherstellers Renault zur Auslieferung von Neufahrzeugen in ganz Deutschland.



Das heutige Betriebsgelände der Wallenius Wilhelmsen Logistics Germany GmbH auf dem ehemaligen Gelände der Brikettfabrik bei Geich nahe dem nord-westlichen Ortsausgang von Zülpich (Luftaufnahme mit Blick nach Norden aus dem Jahr 2016)".

Foto: Wolkenkratzer - Eigenes Werk - Zülpich, Wallenius Wilhelmsen Logistics Gelände, Luftaufnahme (2016) CC BY-SA 4.0

Seite „Tagebau Zülpich“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. Mai 2021, 14:26 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Tagebau_Z%C3%BClpich&oldid=211636506 (Abgerufen: 24. September 2021, 19:37 UTC


Die weitere Nutzung der Gruben in heutiger Zeit.


Oben:  Füssenicher Tagebaurestesee (Neffelsee)


"Der Naturschutzsee Füssenich (amtlich Neffelsee, auch Füssenicher See genannt) ist ein Tagebaurestsee, der sich um 1967 durch die Rekultivierung des Braunkohle-Tagebaus „Zülpich-Mitte“ (ehemals „Victor“, nach dem Gründer der Betreibergesellschaft, Viktor Rolff) im Gebiet der Stadt Zülpich bildete. Der See liegt im Naturschutzgebiet Neffelsee.

Geplant war am See genauso wie beim Wassersportsee Zülpich, der ebenfalls in dieser Zeit durch den Tagebau in der Region entstand, einen Badestrand anzulegen. Dieser Plan konnte nicht umgesetzt werden, da die aus Sand aufgeschütteten Böschungen immer wieder abrutschten. Somit ist, abgesehen vom Naturschutz, die einzige heutige Aufgabe die Funktion als Hochwasser-Rückhaltebecken des Neffelbachs, der westlich vom See entlang fließt und ein Überlaufbauwerk in den See hat.


Wassersportsee mit Sandstrand im Süden von Zülpich.

Der See ist genauso wie der Naturschutzsee Füssenich durch den Tagebau in der Region Zülpich und den darauf folgenden Rekultivierungsmaßnahmen in den 70er Jahren entstanden. Nach dem Ende der Braunkohleförderung im Jahr 1969 wurde das Restloch mit Hilfe des Vlattener Baches geflutet. Seitdem wird er als Freizeit- und Erholungszentrum genutzt. Am Südwest-Ufer wurde auf einer Länge von rund 150 Metern ein Sandstrand angelegt, der als überwachter Badebereich genutzt wird".


Seite „Naturschutzsee Füssenich“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 11. Februar 2021, 14:53 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Naturschutzsee_F%C3%BCssenich&oldid=208695968 (Abgerufen: 24. September 2021, 19:00 UTC) Foto: Wolkenkratzer, Füssenicher See,  CC BY-SA 4.0

Seite „Wassersportsee Zülpich“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 2. August 2021, 14:15 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wassersportsee_Z%C3%BClpich&oldid=214437765 (Abgerufen: 24. September 2021, 19:05 UTC)

Foto: Erika Mlejová (sk:Redaktor:Erika Mlejová) – self Wassersportsee Zülpich, Kreis Euskirchen, NRW, Deutschland GNU Free Documentation License MehrCC BY-SA 3.0


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